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Musiker auf der Bühne: Analyse des Auftrittsverhaltens am Beispiel des Internationalen Violinwettbewerbs in Hannover

Projektbeschreibung: Die musikalische Performanzforschung hat in den letzten Jahren die Bedeutung der visuellen und auditiven Merkmale des Instrumentalspiels für das Musik-Erleben betont. Unklar ist bisher jedoch, wie Hören und Sehen beim Konzertbesuch miteinander wechselwirken. Bei musikalischen Darbietungen gibt es durch die Arbeiten von Klaus-Ernst Behne aus den 1990er Jahren an der HMTM Hannover bereits erste Hinweise auf die Wichtigkeit visueller Interpretenmerkmale auf die Bewertung einer Darbietung. Unser Projekt knüpft daran an, unterscheidet sich jedoch in zwei Punkten von allen bisherigen Studien: 

  • erstens wird der Zeitabschnitt vor dem eigentlichen Spielbeginn untersucht. Wir vermuten, dass diese erste Phase die spätere Bewertung des Spiels beeinflusst. Ziel ist der Nachweis einer Typologie des Auftrittsverhaltens. Diese sollen durch wenige aber hinreichende Merkmale beschrieben werden;
  • zweitens verwenden wir einen natürlichen Korpus von videographierten Auftritten des Internationalen Violinwettbewerbs 2009 in Hannover. 

Mit dieser Materialsammlung verfügen wir über eine einmalige Sammlung hochwertiger natürlicher und glaubwürdiger Musikerauftritte. Von den Ergebnissen unseres wissenschaftlich-künstlerischen Projekts wird nicht nur die Grundlagenforschung der Musikpsychologie profitieren, sondern auch die Praxis: Wir hoffen mit dem Merkmalskatalog der Auftrittstypen sowohl Musikern eine Hilfestellung für die Entwicklung eines reflektierten Bühnenverhaltens zu geben, als auch Jurys mit dem erstellten Bewertungsinventar ein objektives Instrument für die Einschätzung des Bühnenauftrittsverhaltens von Prüfungskandidaten. Als erstes Ergebnis konnte eine quantifizierbare Größe für den Einfluss der visuellen Komponente eines Musikerauftritts auf die Gesamtbewertung nachgewiesen werden: Wenn man einen Musiker sieht UND hört, wird im Durchschnitt gegenüber der hörbaren Darbietung eine um eine Notenskalenstufe bessere Bewertung für das Gefallen abgegeben. 

Projektleiter: Prof. Dr. Reinhard Kopiez

Projektmitarbeiter: Dr. Friedrich Platz 

Projektdauer: September 2011-September 2013

Förderung durch Mittel das Förderprogramm PRO*Niedersachen des Ministeriums für Wissenschaft und Kultur. 
Fördervolumen: 120.000 €

Publikationen:
– Bericht „Ich geh jetzt Oper gucken!“ SWR2 – Cluster (13.12.2013). Bericht: Michael Rüsenberg. 

– Bericht „Wahrnehmung: Die Augen sind die besseren Ohren„. Die Presse, 19.08.2013 

– Platz, F. & Kopiez, R. (2013). When the first impression counts: Music performers, audience, and the evaluation of stage entrance behavior. Musicae Scientiae17(2), 167-197. DOI: 10.1177/1029864913486369

– Platz, F. & Kopiez, R. (2012). When the eye listens: A meta-analysis of how audio-visual presentation enhances the appreciation of music performance. Music Perception, 30(1), 71-83. https://doi.org/10.1525/MP.2012.30.1.71

– Pressmitteilung 

– Mitteilung in DIE ZEIT, Nr. 38, 13.09.2012 

– „Das Jury-Auge hört mit“. Deutschlandfunk: Studiozeit, 08.10.2012. Moderation: Agnieszka Zagozdzon (mp3, ca. 8′). 

– „‚Bühnenperformanz gehört ins erste Semester!‘ Was Musiker von Schauspielern lernen können“. Blogeintrag auf „Profilitas“. Interview: Elvira Steppacher (29.10.2012).

– „Das Auge hört und bewertet mit“. nmz campus, 12/2012-01/2013. Interview: Elvira Steppacher. 

– „Das Auge hört mit – Wie das Sehen das Musikerlebnis beeinflusst“. NDR, „Logo – Das Wissenschaftsmagazin“, 01.02.2013. Interview: Regina Methler.